Ehrenamtliches Dolmetschen bei der Vaterschaftsanerkennung

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Bei regelmäßigen Übungssessions von TranslAid können die ehrenamtlichen Sprachmittler*innen die verschiedenen Einsätze austesten und kennenlernen. Zuletzt haben wir die konkrete Situation einer Vaterschaftsanerkennung geübt. Dieser Termin findet auf dem Jugend- oder Standesamt statt und wird besonders oft bei TranslAid angefragt. Es geht dabei darum, dass ein Vater offiziell als Vater eines Kindes eingetragen wird.

Obwohl das relativ simpel klingt, ist die Vaterschaftsanerkennung für Sprachmittler*innen eine echte Herausforderung. In dem Prozess werden viele schwierige Begriffe und Ausdrücke verwendet, die sonst im Alltag kaum vorkommen. Wer kann schon ohne Vorbereitung in anderen Sprachen wiedergeben, was eine Vereidigung ist oder was mit identitätsnachweisenden Unterlagen gemeint ist? Wie würdet ihr Zahlungsquittung, Einwohnermeldeamt oder Geburtsurkunde dolmetschen?

Die Teilnehmer*innen haben in der Übung gelernt, wie man mit diesen Begriffen umgeht. Wichtig ist dabei, einfach immer nachzufragen, wenn man etwas nicht versteht oder sich nicht ganz sicher ist, was gesagt wurde.

Darüber hinaus haben wir auch eine interkulturelle Konfliktsituation in die Übung eingebaut. Was passiert, wenn eine Geflüchtete sich nach dem familiären Hintergrund eines Beamten erkundigt und dieser sie barsch zurückweist mit dem Hinweis, dass persönliche Fragen auf dem Amt in Deutschland nichts zu suchen hätten? Vielleicht wundern sich Geflüchtete, dass ihnen viele persönliche und teils sogar intime Fragen gestellt werden, aber sie diese nicht selbst stellen dürfen. Keine einfache Situation für Sprachmittler*innen.

In der dreistündigen Übung konnten die Ehrenamtlichen somit sowohl inhaltlich vieles lernen als auch darüber hinaus wichtige Soft Skills rund ums Dolmetschen ausbauen.

Wir danken dem Münchner Bildungswerk für die Finanzierung dieser Veranstaltung und Paola Baglione vom SDI München für die gute Zusammenarbeit.

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